Contor-Buchtipp

An dieser Stelle finden Sie unsere Buchtipps, mit denen Sie zu Hause in fremde Welten eintauchen können.

 

Daniela Krien, Der Brand

Diogenes, 272 Seiten, 22 €

ISBN 978-3-257-07048-4 

Rahel und Peter verbringen ihren Urlaub auf dem Hof der älteren Ruth, einer Freundin von Rahels Mutter. Während sie den Hof auf Vordermann bringen, treten Brüche in ihrer Ehe zu Tage. Nach fast 30 Ehejahren achten sie einander zwar, aber hat sich ihre Liebe inzwischen verflüchtigt?

Wie schon in „Die Liebe im Ernstfall“ schildert die Autorin nuancenreich die Beziehungen der Protagonisten und lotet deren Gefühlslagen intensiv aus.

(Sabine Gahde, Contor Buchhandlung)

Nastassja Martin, An das Wilde glauben

Matthes & Seitz, 139 Seiten, 18 €

ISBN 978-3-7518-0017-4

Seit einigen Jahren bereits erforscht die Anthropologin Martin das Volk der Ewenen auf Kamtschatka und taucht tief in deren Kultur und Lebensweise ein. So tief, dass sie nachdem sie von einer Bärin angefallen wurde, die Empfindung hat, dass sich die Grenzen zwischen ihr und der Bärin auflösen. Nach dem Glauben der Ewenen geschieht dies den Menschen , die einen solchen Angriff überleben, sie seien also halb Tier und halb Mensch.

Mit hoher Intensität beschreibt Martin ihre eigenen Erlebnisse, dringt in die Mythologie eines Naturvolkes ein und stellt tiefschürfende Fragen nach den Beziehungen zwischen Natur und Mensch.

(Sabine Gahde, Contor Buchhadnlung)

 

Megan Cooley Peterson, Lügentochter

Magellan, 320 Seiten, 17 € , ab 13 Jahren

ISBN 978-3-7348-5051-6 

Die 17jährige Piper findet sich plötzlich in einem fremden Haus bei einer ihr fremden Frau wieder. Mit einem Schlag teilt sich Pipers Leben in davor und danach: „davor“ war sie Teil einer großen Familie mit ihren Geschwistern, anderen Kindern, prügelnden Tanten, ihrer eleganten Mutter und ihrem Vater, dem Propheten und Oberhaupt der Gemeinschaft. Sie lebten streng abgeschirmt auf dem Gelände eines ehemaligen Vergnügungsparks, gut geschützt vor der angeblich bösen und gefährlichen Welt.

Pipers „danach“ beginnt, als sie bei einem Einsatz von Regierungskräften von ihrer bisherigen Familie getrennt wird. Verstört wehrt sie sich gegen ihre neue Umgebung und vermutet hinter jeder Form von Fürsorge eine Falle. Erst ganz allmählich wird sie lernen, wo sie tatsächlich hingehört.

Megan Peterson war als Jugendliche selbst Mitglied einer sektenartigen Kirche und beschreibt authentisch und mit viel Gespür fürs Detail wie Piper ihre Kindheit geraubt wird. LeserInnen erleben Pipers Gefühlschaos auf diese Weise unmittelbar und werden sich der Geschichte kaum entziehen können. 

(Barbara Burmeister, Contor Buchhandlung)

Callan Wink, Big Sky Country

Suhrkamp, 378 Seiten, 23 €

ISBN 978-3-518-42983-9

Eigentlich ist August ganz zufrieden in seiner Kindheit auf der kleinen Farm in Michigan. Er muss sich aber auf ein neues ungewohntes Leben in Montana einlassen, da seine Mutter die Ereignislosigkeit an der Seite ihres Mannes nicht mehr erträgt. Sie will mehr vom Leben, verlässt mit August die Farm und nimmt ihr Studium wieder auf. Auch von ihrem Sohn erwartet sie, dass er mehr aus sich macht, als sein Leben auf einer Farm zuzubringen. Aber anstatt sein Studium zu beginnen, lässt er sich treiben, arbeitet hart auf einer Ranch in der imposanten Landschaft Montanas und muss erst herausfinden, wohin sein Weg ihn führen soll.

Wink erzählt in dichten Bildern vom Erwachsenwerden, von den Rissen im Rollenbild der Männer in den USA zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die sich unterschwellig andeuten. Die Stimmungen und Sehnsüchte, die er dabei erzeugt, wirken bei uns Lesern noch tagelang nach.

(Sabine Gahde, Contor Buchhandlung)

Juli Zeh, Socke und Sophie – Pferdesprache leichtgemacht

dtv, 240 Seiten, 14,95 €, ab 9/10 Jahren

ISBN 978-3-423-76325-7

Sophie, 12, reitet auf einem nahgelegenen Reiterhof und begeistert sich für Pferde solange sie denken kann. Am allerliebsten hätte sie natürlich ein eigenes Pferd, aber das ist erstens zu teuer und kommt bei ihrer fußballbegeisterten Familie ohnehin nicht in Frage. Da mutet es für sie wie ein Wunder an, als sie gebeten wird, sich bis Weihnachten um ein Pony zu kümmern. Pony Sokrates, genannt Socke, ist von seinem vorherigen Besitzer misshandelt worden und nun dank einer Tierärztin des Veterinäramtes auf dem Michaelishof gelandet. 

Sophie ist Feuer und Flamme, aber die Enttäuschung ist groß, als sie feststellen muss, das Menschen und Ponys nicht die selbe Sprache sprechen und es mit guter Absicht allein nicht getan ist.  Nach und nach erlernt sie – immer wieder von Missverständnissen begleitet – die „Pferdesprache“. Aber werden die beiden die Rückschläge rechtzeitig überwinden? Die Zeit drängt!

Juli Zeh, selbst begeisterte Reiterin und Pferdebesitzerin, erzählt diese Geschichte im Wechsel aus Sophies und Sockes Sicht und erläutert nebenher anschaulich und unterhaltsam interessantes Pferdewissen. Ein Buch, das auch ältere Pferdemädchen in seinen Bann zieht.

(Barbara Burmeister, Contor Buchhandlung)

Ewald Arenz, Der große Sommer

DuMont, 320 Seiten, 20 €

ISBN 978-3-8321-8153-6

Erinnern Sie sich auch noch an dieses intensive Erleben von Freundschaft und an die Unsicherheiten beim ersten Verliebtsein? Ewald Arenz versetzt uns zurück in diese Zeit und erzählt sehr dicht und vielschichtig vom Erwachsenwerden in den 80er Jahren. Es ist dieser eine alles verändernde Sommer, der Frieder erschüttert, ihn aber auch reifer werden lässt und ihm einen neuen Blick auf die Welt um ihn herum verschafft.

(Sabine Gahde, Contor Buchhandlung)

Malin Klingenberg, Elchtage

dtv Hanser, 224 Seiten, 13,95 €, ab 11 Jahren

ISBN 978-3-423-64076-3

 

Warum kann nicht alles so bleiben, wie es war? Kaum ist Johanna in die Mittelstufe gekommen, schon will ihre allerbeste Freundin Sandra nichts mehr mit ihr zu tun haben, sondern hängt sich an die angesagten Mädchen in ihrer Klasse. Johanna zieht sich zurück, verbringt viel Zeit allein in ihrer Hütte im Wald und beobachtet dort zwei Elchkühe, die sie nach und nach an sich gewöhnt – mit Popcorn. Als ihnen Gefahr droht, läuft Johanna zur Höchstform auf.

Intensiv und mit viel Gefühl wird beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn nichts mehr so ist wie es war. Alte Verlässlichkeiten müssen neuen Erfahrungen weichen, sei es durch wechselnde Freundschaften, den Umgang mit Eltern, die peinlich sein können, aber auch durch das Wissen darum, auf wen man sich Notfall verlassen kann. Erste Liebe und eine gehörige Portion Spannung dürfen ebenfalls nicht fehlen. Vor dem Hintergrund der beeindruckenden schwedischen Natur begleiten Leserinnen zwischen 11 und 15 Johanna auf ihrem Weg.

(Barbara Burmeister, Contor Buchhandlung)

Sebastian Barry, Annie Dunne

Steidl, 280 Seiten, 24 €

ISBN 978-3-95829-934-4

„Die Schnur der Tage strafft sich, die Stunden mit Tageslicht werden kürzer, der Sommer schließt seine Fensterläden aus Gold und Grün für ein weiteres Jahr.“

Die fast 60jährige Annie im irischen Wicklow hatte sich auf den Sommer gefreut, sollten doch die Kinder ihres Neffen wieder zu Besuch kommen. Die beiden Kleinen bringen Leben in den arbeitsreichen, aber gleichförmigen Alltag mit ihrer Cousine Sarah, ihrer Seelengefährtin. Aber Annie spürt gleich, dass etwas in diesem Sommer anders ist.

Wie der Autor Gedanken und Gefühle der liebenswerten, mitunter auch schroffen Annie schildert, ist große Schreibkunst. Immer wieder lädt seine Sprache dazu ein, Sätze laut zu lesen, um sie sich auf der Zunge zergehen zu lassen.

(Sabine Gahde, Contor Buchhandlung)

Lauren Wolk, Echo Mountain – Ellie geht ihren eigenen Weg

Hanser, 384 Seiten, 17 €, ab 11 Jahren

ISBN 978-3-446-26959-0

Die wirtschaftliche Not der frühen 1930er Jahre hat die Familie der 12jährigen Ellie mitsamt ihrem kleinen Bruder und ihrer älteren Schwester in die Wildnis Maines getrieben, wo sie nun mühsam versucht Fuß zu fassen. Während insbesondere die ältere Schwester dem komfortablen Leben in der Stadt nachtrauert, ist Ellie in der Natur glücklich – bis eines Tages ihr Vater verunglückt, ins Koma fällt und sie für den Unfall verantwortlich gemacht wird. Nun wird der Überlebenskampf noch härter. 

Wunderbare Naturschilderungen begleiten Ellies Weg als sie sich auf die Suche nach Heilmitteln begibt. Dabei löst sie Rätsel und lernt andere Bewohner des Echo Mountain kennen, die dringend Hilfe benötigen. Nach und nach lernt sie allen Widerständen zum Trotz ihrer eigenen Meinung zu folgen. Ältere mögen sich an Laura Ingalls von „Unsere kleine Farm“ erinnert fühlen, insbesondere für Mädchen ab 11 ist es eine mitreißende Entdeckung.

(Barbara Burmeister, Contor Buchhandlung)

Monika Helfer, Vati

Hanser, 174 Seiten, 20 €

ISBN 978-3-446-26917-0

In ganz eigenem Tonfall erzählt die Autorin von ihrem Vater, der in ihr die Begeisterung für Literatur weckte. Er hatte sich selbst Lesen und Schreiben beigebracht und war schon als Kind der Welt der Bücher verfallen.

Als Versehrter kam er aus dem Krieg zurück, hatte aber auch seine große Liebe im Lazarett kennengelernt. Die Kinder wuchsen in Geborgenheit auf, lernten aber später auch bittere Armut kennen, wie der Vater sie selbst als Kind erlebt hatte.

Monika Helfer stößt auf der Suche nach dem Lebensweg ihres Vaters immer wieder neue Türen auf. Sie lässt so eine facettenreiche Familiengeschichte entstehen, die sie in einer nur scheinbar naiven, treffenden Sprache erzählt.

(Sabine Gahde, Contor Buchhandlung)